5 Monate 5000km
© 2024 Tofisch & Partner Auch auf dieser Reise war ich wieder mit meinem Freund Tilmann Waldthaler unterwegs und wir brachten von unserer Tour um die 14-Achttausender einiges an gemeinsamer Routine mit. So wusste jeder was nun folgte. Montage der Räder und des Anhängers, sowie einkaufen der Nahrungsmittel für die nächsten Monate und einigem Kleinkram, den wir aus Gewichtsgründen nicht mitgenommen hatten. Nach einigen Tagen Vorbereitung und Einleben gings los. Wir verließen Perth auf dem Highway Richtung Norden.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Dies ist das einzige Sprichwort, das mir einfiel, um unsere Situation auf dem Bike im australischen Outback am besten zu beschreiben. Langsam, Tag für Tag werden die Kilometer mehr und jene die uns zum Ziel fehlen weniger. Die erste Etappe bis Geralton war im Vergleich zu den folgenden nach Carnarvon, Port Headland, Broom, Halls Creek und Darwin noch abwechslungsreich. Die Eintönigkeit des Highways versuchten wir mit Ausflügen in nahegelegene Naturparks zu unterbrechen. Dies ist uns auch gelungen, denn Australien bietet eine Reihe von gewaltigen Naturphänomenen, die man kaum beschreiben kann. Die Hitze wurde Richtung Norden immer unangenehmer. Wir konnten tagsüber kaum noch Radfahren, so verlegten wir unsere sportlichen Aktivitäten in die Nacht. Tilmann und ich fuhren, um der Hitze zu entgehen mit dem Mond, der uns den Highway beleuchtete. Neben dem Problem der Hitze, die bei Temperaturen von bis zu 52°C im Schatten wirklich zur psychischen und physischen Belastung werden kann, war unser eigentlich größtes Problem die Beschaffung von Wasser. Nach zwei Monaten stießen unsere Besseren Hälften in Darwin zu uns. Tilmann und ich hatten bereits ein voll beladenes Fahrzeug organisiert. Wir hatten uns auf Grund der in den vergangenen zweieinhalb Monate gesammelten Erfahrung entschieden, ein Begleitfahrzeug für den Tanami Track zu verwenden.
© 2024 Tofisch & Partner Da wir zu viert einen derart hohen Wasserverbrauch haben würden, daß wir diese Menge auf unseren Bikes auf der 1300km langen Strecke nicht schleppen konnten. Jeden Tag fuhr einer von uns das Fahrzeug, während die anderen die Piste auf dem Mountainbike bewältigten. Für den 1300 km langen Tanami Track könnte ich ein ganzes Buch mit Erlebnissen und Beschreibungen der abwechslungsreichen Landschaft von Halls Creek bis Alice Springs füllen. -In Halls Creek gingen Tilmann und ich auf die Polizeistation um unser Unternehmen anzumelden. Aber das erste was uns der Officer auf dem PC Bildschirm zeigte, waren die Namen von 190 Insassen des örtlichen Gefängnisses, die die Polizisten letzte Nacht nach einer Schlägerei inhaftiert hatten. Als es uns dann endlich gelang dem Polizeibeamten unser Vorhaben zu erklären, schüttelte er wortlos den Kopf, schob uns ein auszufüllendes Formular über den Schreibtisch und flüsterte: crazy! Am folgenden Tag starteten wir unsere Expedition durch die Tanami Wüste. Die ersten 100 km waren auch schon die schwersten. Nach den starken Regenfällen, die auch der Grund für die Überflutung Katherines gewesen waren, füllten sich die Bachbette auf dem Track und wir hatten alle Mühe unsere Räder durch den Schlamm zu bewegen. Die Vegetation war anfangs für das australische Outback noch relativ üppig, nahm aber stetig ab, bis nur noch Steine und einige Gräser übrig blieben. Bei der Landschaftsgestaltung wechselte sich hügeliges, oft felsiges Gelände mit unendlich weiten Ebenen. Faszinierend waren meterhohe Termitenhügel, die in der glühenden Tageshitze zu tausenden, wie Soldaten, bis an den Horizont flimmernd zu erkennen waren. Unser Wasserverbrauch war enorm, pro Kopf und Tag verbrauchten wir fünfzehn Liter Trinkwasser!
© 2024 Tofisch & Partner Eine enorme Belastung war auch der schlechte Zustand der Straße, wenn man diesen Track noch eine Straße nennen kann. Wir legten aber trotzdem 70km pro Tag zurück. Nach zwei Drittel der Strecke wurden die Abstände zwischen unseren Haltepunkten immer erträglicher: Rabit Flat Roadhouse, Tanami Goldmine, wo wir einen Rockpool (Wasserloch) der Arbeiter benutzen durften und schließlich das Tilmaouth Roadhouse. Nun war die Schotterpiste endgültig vorbei und wir waren noch 100km von Alice Springs entfernt. Als ich den Übergang der Schotterstraße zur Asphaltstraße sah kamen in mir sehr gemischte Gefühle auf. Einerseits Erleichterung, anderseits etwas Traurigkeit, da ein weiterer Abschnitt dieser Reise zu Ende war.
In Alice Springs angelangt wurde natürlich der Erfolg der Durchquerung gründlich mit australischem Bier und einem deftigem Dinner gefeiert. Nach einigen Tagen an Ruhe und Shopping in der Stadt fuhren wir gemeinsam, Tilmann, Renate, Manuela und ich zum Uluru (Ayers Rock) und den Kata Tjuta (Olgas).Nach einigen organisatorischen Tagen in Alice Springs trennten wir unser eingeschworenes Biketeam. Manuela und ich beschlossen, von Alice Springs nach Sydney weiterzufliegen, um dann die Ostküste bis Cairns zu erkunden. -- Das Abschiednehmen am Flughafen war grauenvoll, aber unser Flieger war nun mal nicht aufzuhalten und die wohl schönste Metropole der Welt, Sydney, wartete auf uns.
In den folgenden zwei Monaten konnten Manuela und ich Australien von seiner paradiesischen Seite kennenlernen: Endlose Strände, freundliche und hilfsbereite Menschen, Traumwellen, Surfen, tropische Inseln, Feste, Palmen, Schwimmen, Urwald und so richtig australisch leichte Sommerstimmung....